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18. September 2025
Internationaler Equal Pay Day

Der Internationale Equal Pay Day ist ein Moment, um innezuhalten und sich bewusst zu machen, dass gleiche Bezahlung für gleiche oder gleichwertige Arbeit noch immer keine gelebte Realität ist.

 

Dieser Tag ist mehr als ein symbolischer Hinweis: Er lädt dazu ein, Aufmerksamkeit zu schaffen, nachzudenken und zu handeln – damit Lohngleichheit eines Tages nicht nur ein Prinzip, sondern gelebte Praxis ist.

 

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Die aktuelle Situation zeigt Fortschritte, doch sie sind ungleich verteilt und langsam. Laut dem Global Gender Gap Report 2025 des Weltwirtschaftsforums sind weltweit etwa 68,8 % der geschlechtsspezifischen Unterschiede geschlossen, doch gerade bei wirtschaftlicher Teilhabe und Löhnen bestehen große Lücken.

 

In Europa und insbesondere in Deutschland ist die Ungleichheit deutlich sichtbar. Der unbereinigte Gender Pay Gap lag hierzulande 2024 bei rund 16 %, was bedeutet, dass Frauen symbolisch jedes Jahr Dutzende Tage „umsonst“ arbeiten, während Männer bereits ab Jahresanfang entlohnt werden.

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Auch weltweit zeigt sich ein ähnliches Bild. In den USA verdienen Frauen in Vollzeit durchschnittlich 84 Cent für jeden Dollar, den Männer erhalten.

 

In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern, wo Frauen überwiegend im informellen Sektor ohne Verträge oder rechtliche Absicherung arbeiten, bleibt die Ungleichheit oft unsichtbar, aber nicht weniger gravierend.

 

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Besonders sichtbar wird die Ungleichheit im Sport. Jahrzehntelang erhielten Sportlerinnen nur einen Bruchteil dessen, was ihre männlichen Kollegen verdienten – trotz gleicher oder sogar größerer Erfolge. Die US-amerikanische Frauenfußballnationalmannschaft erkämpfte 2022 nach jahrelangen Gerichtsverfahren gleiche Bezahlung.

 

Im Tennis gibt es dank Pionierinnen wie Billie Jean King bei den vier Grand-Slam-Turnieren mittlerweile gleiche Preisgelder, doch in vielen anderen Sportarten – von Basketball bis Radsport – liegen die Einkommen von Frauen weiterhin deutlich niedriger, oft verschärft durch weniger Sponsoring und geringere mediale Aufmerksamkeit.

 

Sport ist dabei nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern auch eine Bühne: Er zeigt der Welt, wie Gleichheit aussehen kann – oder welche Ungleichheiten toleriert werden.

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Diese Zahlen sind nicht abstrakt, sie prägen das tägliche Leben. Frauen arbeiten häufiger in schlechter bezahlten Branchen, unterbrechen ihre Karrieren für Kinderbetreuung oder Pflege und stoßen auf geringere Aufstiegschancen.

 

Kulturelle Rollenbilder und Stereotype beeinflussen nach wie vor, wer wo arbeitet und wie diese Arbeit bewertet wird.

 

Intransparent gestaltete Entgeltsysteme erschweren es zudem, Ungleichheiten sichtbar zu machen und zu korrigieren.

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Gleicher Lohn ist kein Luxus, sondern eine Frage von Gerechtigkeit, Würde und Teilhabe. Jeder ungleich gezahlte Euro untergräbt Gleichberechtigung, Vertrauen und das Potenzial einer Gesellschaft. Wenn Menschen aufgrund ihres Geschlechts weniger verdienen, verliert nicht nur die betroffene Person, sondern wir alle.

 

Was also ist zu tun? Transparenz ist entscheidend. Arbeitgeber müssen offenlegen, wie Löhne festgelegt werden und nach welchen Kriterien Leistung, Verantwortung und Erfahrung bewertet werden. Gesetzliche Initiativen wie die EU-Entgelttransparenzrichtlinie schaffen einen wichtigen Rahmen, um Fairness durchzusetzen und Beschäftigte zu stärken. Doch Gesetze allein reichen nicht aus.

 

Wir brauchen eine Kultur des Bewusstseins: Zivilgesellschaft, Medien und Politik müssen Ungerechtigkeiten aufzeigen, Daten veröffentlichen, Geschichten erzählen und Diskriminierung sichtbar machen.

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Ebenso wichtig sind Bildungs- und Förderprogramme. Mentoring, Weiterbildung und Netzwerke können Frauen und marginalisierten Gruppen helfen, Barrieren zu überwinden.

 

Familienfreundliche Arbeitsbedingungen, eine gerechte Verteilung von Sorgearbeit und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sind unverzichtbar, um die Lohnlücke zu schließen.

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Für uns bedeutet der Equal Pay Day nicht nur, Bewusstsein zu schaffen, sondern aktiv Veränderungen zu unterstützen. Wir wollen Initiativen fördern, die Lohngerechtigkeit voranbringen, rechtliche Absicherung stärken, stereotype Rollenbilder herausfordern und marginalisierten Gruppen eine Stimme geben.

 

Der Equal Pay Day erinnert uns daran: Lohngerechtigkeit ist kein Bonus, sondern ein Grundpfeiler von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit.

 

An diesem Tag, und an jedem anderen, sind wir aufgerufen, nicht nur Forderungen zu stellen, sondern zu handeln – für eine Welt, in der Löhne Verantwortung und Leistung widerspiegeln, nicht das Geschlecht.

Herzlichst

 

Ihre