
Am 24. Juni begeht die Welt den Internationalen Tag der Frauen in der Diplomatie — ein Tag, der weit mehr ist als nur ein Symbol.
Er erinnert uns eindringlich daran, dass globaler Dialog und politische Entscheidungsfindung nur dann nachhaltig sein können, wenn Frauen einen gleichberechtigten Platz am Verhandlungstisch haben.

Obwohl die Gleichstellung der Geschlechter in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert ist, liegt echte Parität in der Diplomatie noch in weiter Ferne.
Derzeit sind weltweit nur etwa 21 % der Botschafter:innen Frauen. Weniger als 30 Länder werden von Staats- oder Regierungschefinnen geführt.
Diese Lücke ist nicht nur eine Frage der Repräsentation — sie hat reale Folgen: Studien zeigen, dass Friedensabkommen, an deren Aushandlung Frauen beteiligt sind, mit 35 % höherer Wahrscheinlichkeit mindestens 15 Jahre Bestand haben. Trotzdem bleiben die Stimmen von Frauen in entscheidenden Verhandlungen oft am Rand.

In einer Zeit, in der Konflikte und Krisen weltweit zunehmen, zahlen Frauen und Mädchen einen besonders hohen Preis.
Über 600 Millionen Frauen und Mädchen leben heute in konfliktbetroffenen Gebieten — ein Anstieg um 50 % in nur zehn Jahren.
Sie sind überdurchschnittlich von Gewalt, Ernährungsunsicherheit und Vertreibung bedroht.
Erschreckenderweise hat sexualisierte Gewalt im Zusammenhang mit Konflikten in den letzten Jahren um 50 % zugenommen.

Doch trotz dieser Belastungen sind Frauen nicht nur Opfer.
In Kriegsgebieten von Gaza über den Sudan bis Mali übernehmen sie oft die Führung bei der Versorgung ihrer Gemeinschaften, organisieren lebenswichtige Gesundheitsdienste und koordinieren humanitäre Hilfe — selbst wenn sie gleichzeitig von formellen Friedensverhandlungen ausgeschlossen bleiben.

Die Geschlechterlücke in der Diplomatie zu schließen, erfordert mehr als nur Versprechen.
Es braucht verbindliche Zielvorgaben für eine gleichberechtigte Teilhabe an Verhandlungen, strukturelle Reformen in diplomatischen Diensten, um Frauenkarrieren zu fördern, und deutlich mehr finanzielle Unterstützung für von Frauen geführte Organisationen — insbesondere in Krisengebieten.
Ebenso wichtig ist eine Null-Toleranz-Politik gegenüber geschlechtsspezifischer Gewalt und Diskriminierung im diplomatischen Umfeld.

Mit Blick nach vorn ist die Botschaft des Internationalen Tages der Frauen in der Diplomatie klar: Es kann keinen dauerhaften Frieden, keine nachhaltige Entwicklung und keine gerechte internationale Zusammenarbeit geben, solange Frauen nicht vollständig und gleichberechtigt mitbestimmen.
Die Weltgemeinschaft hat sich mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) verpflichtet, bis 2030 die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen — doch bei dem derzeitigen Tempo könnte es noch Jahrzehnte dauern, bis echte Parität in Politik und Diplomatie Realität ist.

„Gerade jetzt müssen wir die Stimmen von Frauen in allen Machtzentren stärken — von lokalen Friedenskomitees bis zum Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Nur dann kann Diplomatie ihr Versprechen einlösen: Brücken zu bauen, Konflikte zu lösen und eine bessere, inklusivere Welt für kommende Generationen zu gestalten“, betont Ann Kathrin Linsenhoff.
Herzlichst
Ihre
