
Jedes Jahr am 15. September begeht die Welt den Internationalen Tag der Demokratie – einen Moment der Besinnung, der Bestandsaufnahme und der Erneuerung unseres gemeinsamen Engagements für demokratische Werte.
Er macht deutlich: Demokratie erhält sich nicht von allein.
Sie lebt davon, dass wir sie verteidigen, praktizieren und stärken – Tag für Tag.

Der aktuelle Zustand der Demokratie weltweit zeigt ein gemischtes Bild. Laut dem Global State of Democracy Report 2025 des International Institute for Democracy and Electoral Assistance gibt es inzwischen mehr Länder, die einen demokratischen Rückschritt erleben, als solche, die Fortschritte machen.
Besonders deutlich wird dies bei der Pressefreiheit: Zwischen 2019 und 2024 verschlechterte sich die Situation in 43 Ländern, also fast einem Viertel aller untersuchten Staaten.
Auch grundlegende Freiheitsrechte wie Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und der Zugang zur Justiz sind vielerorts unter Druck geraten.

Selbst Länder mit langen demokratischen Traditionen sind davon nicht ausgenommen. In Deutschland stellen Forscherinnen und Forscher Rückgänge bei der politischen Repräsentation, bei den bürgerlichen Freiheiten und beim Recht auf freie Vereinigung fest – trotz starker Institutionen und einer lebendigen Zivilgesellschaft.
Deutschland gehört weiterhin zu den besten 25 % der Demokratien weltweit, doch auch hier gilt: Demokratie braucht ständige Wachsamkeit.
Global betrachtet bleibt zudem die Repräsentation von Frauen ein schwacher Punkt. Heute sind weltweit nur 27,2 % der Parlamentssitze von Frauen besetzt, gegenüber 11,3 % im Jahr 1995.

Doch Demokratie ist weit mehr als ein Regierungssystem. Sie prägt unseren Alltag: Sie entscheidet darüber, ob Gemeinschaften Einfluss auf politische Entscheidungen haben, ob vielfältige Stimmen Gehör finden und ob Institutionen transparent und rechenschaftspflichtig handeln.
Sie zeigt sich darin, ob Medien frei berichten können, ob Korruption bekämpft wird und ob alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind.
Demokratien erodieren heute oft nicht durch Putsche, sondern leise und schrittweise – durch die Aushöhlung von Kontrollmechanismen, die Einschränkung der Zivilgesellschaft oder das subtile Beschneiden der Versammlungsfreiheit.

Der Internationale Tag der Demokratie ruft uns auf, uns dem entgegenzustellen. Demokratie lebt davon, dass Bürgerinnen und Bürger sich beteiligen – durch Wahlen, durch Engagement in der Zivilgesellschaft, durch das Einfordern von Transparenz.
Sie wird geschützt, wenn wir unabhängige Medien unterstützen, wenn wir für Meinungsfreiheit und Versammlungsrecht eintreten und wenn wir dafür sorgen, dass Minderheiten, Geflüchtete und Frauen nicht ausgeschlossen werden.
Sie wächst, wenn wir in politische Bildung und kritisches Denken investieren, damit Menschen ihre Rechte nicht nur kennen, sondern sie auch selbstbewusst nutzen können.

Wir wissen: Demokratie braucht Solidarität – über Grenzen, Gemeinschaften und Generationen hinweg.
Demokratie ist niemals abgeschlossen. Sie verlangt Pflege, Mut und Beteiligung.
Am Internationalen Tag der Demokratie erneuern wir unser Versprechen, sie zu verteidigen und zu vertiefen – nicht aus Nostalgie für die Vergangenheit, sondern aus Überzeugung für die Zukunft.
Eine gerechte, freie und gleiche Gesellschaft ist nicht nur möglich, sondern es liegt in unserer Verantwortung, sie gemeinsam zu gestalten.
Herzlichst
Ihre
