25. November 2025
Gewalt gegen Frauen

Jedes Jahr am 25. November begehen wir den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen – einen Tag des Erinnerns, des Engagements und der dringenden Forderung nach Veränderung.

 

Vor allem aber zwingt er uns zu einer unbequemen Frage: Wie weit sind wir wirklich davon entfernt, das Versprechen einzulösen, dass keine Frau jemals in Angst vor Gewalt leben muss?

 

© UNICEF

Das Ausmaß dieser Krise ist erschütternd. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation haben weltweit rund 840 Millionen Frauen im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexualisierte Gewalt durch einen Intimpartner oder durch andere Täter erlebt.

 

Das ist nahezu jede dritte Frau. Dieselben Daten zeigen, dass allein in den vergangenen zwölf Monaten 11 % der Frauen ab 15 Jahren von körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch einen Intimpartner betroffen waren. Der Rückgang solcher Gewaltformen ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten schmerzhaft langsam verlaufen – nur etwa 0,2 % pro Jahr.

 

Wichtig ist: Gewalt gegen Frauen ist nicht nur offene körperliche Gewalt. Sie zeigt sich auch in Demütigung, Kontrolle, Vernachlässigung, Ausgrenzung, digitaler Gewalt und der systematischen Verletzung von Würde. Ob in Kriegsgebieten, Flüchtlingslagern, im digitalen Raum oder in ganz normalen Haushalten – Gewalt hat viele Gesichter und wirft lange Schatten.

© UNICEF/UNI590559/Meerzad

Warum ist dieses Thema für Sport, Gemeinschaft und junge Menschen so zentral? Weil Kinder und Jugendliche, die in Umgebungen aufwachsen, in denen Gewalt toleriert oder unsichtbar gemacht wird, in ihrer Fähigkeit eingeschränkt sind, sich zu entfalten, teilzuhaben und dazuzugehören.

 

Sport hat die Kraft, Sicherheit, Würde und Gemeinschaft zu schaffen. Doch er kann diese Kraft nicht entfalten, wenn das Fundament unserer Gesellschaft darin versagt, die Hälfte ihrer Mitglieder zu schützen.

 

In Ländern, die von Krieg oder Vertreibung gezeichnet sind, ist das eigene Zuhause häufig der gefährlichste Ort. Allein im Jahr 2023 wurden schätzungsweise rund 140 Frauen und Mädchen pro Tag von einem Intimpartner oder Familienangehörigen getötet – mehr als 51.000 Todesfälle weltweit.

 

Erschreckend ist: 60 % dieser Tötungsdelikte fanden im Zuhause der Betroffenen statt, und Afrika verzeichnete die höchste Zahl der Opfer. Die Vorstellung vom „sicheren Zuhause“ muss hinterfragt und grundlegend verändert werden.

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© UNICEF/UN0284179/LeMoyne

Diese Zahlen stellen uns vor eine klare Herausforderung: Wie können wir inklusive Gemeinschaften, Sportumfelder und soziale Kulturen aufbauen, die tatsächlich Sicherheit und Stärkung ermöglichen, wenn Gewalt weiterhin so allgegenwärtig ist?

 

Regierungen müssen Schutzmechanismen, rechtliche Rahmenbedingungen und niedrigschwellige Hilfsangebote für Betroffene ausbauen. Sportorganisationen, Vereine und Jugendprogramme müssen eine Null-Toleranz-Kultur gegenüber Gewalt fest in ihren Strukturen verankern. Unternehmen und digitale Plattformen müssen anerkennen, dass Online-Gewalt reale Gewalt ist – und dafür Verantwortung übernehmen.

 

Eltern, Trainerinnen und Trainer, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Gleichaltrige müssen jungen Menschen vermitteln, dass Respekt, Einvernehmen und Gleichberechtigung nicht verhandelbar sind.

©  UNICEF/UN0211138/Noorani

Denn echter Sport, echte Gemeinschaft und echte menschliche Entwicklung können nicht im Schatten von Angst gedeihen. Sie brauchen Würde, Vertrauen und Zugehörigkeit – und die klare Garantie, dass Gewalt gegen Frauen nicht toleriert wird.

© © Aenne Mueller Photography
 

An diesem Tag bekräftigen wir unser Versprechen, nicht nur hinzusehen, sondern zu handeln. Gewalt gegen Frauen ist eine Verletzung der Menschenrechte. Sie untergräbt unsere Gemeinschaften, unseren Sport, unsere Zukunft.

 

Und solange nicht jede Frau und jedes Mädchen sich ohne Angst durch ihr Zuhause, ihre digitale Welt, ihren Arbeitsplatz und ihre Gemeinschaft bewegen kann, müssen wir weiter unsere Stimmen erheben, vorangehen und Strukturen verändern.

 

Gewalt gegen Frauen ist vermeidbar. Die Daten zeigen, dass Fortschritte nur langsam eintreten – doch die Möglichkeit zur Veränderung ist real. Wir müssen sie nutzen.

Herzlichst

 

Ihre