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20. Juni 2023
Weltflüchtlingstag
© © Aenne Mueller Photography

Zum heutigen Weltflüchtlingstag ein Gastbeitrag des ZuBaKa Teams mit der Geschichte von Zarah, einem Flüchtlingskind aus Afghanistan, und ihrer Familie. 

 

Speziell geschulte ZuBaKa-Scouts unterstützen die geflüchteten Schüler*innen in Intensivklassen über ein gesamtes Schuljahr beim Ankommen in der Schule und im sozialen Umfeld. 

 

Wir freuen uns sehr, geflüchtete Kinder durch das Projekt "Ankommen in Frankfurt am Main" seit 2022 unterstützen zu können.

 

 

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Nicht "Woher kommst Du?", sondern "Wohin willst Du?"

Hart arbeiten, niemals aufgeben und irgendwann stolz die Früchte ernten - so lautet etwa das Versprechen unserer vielzitierten Leistungsgesellschaft.

 

Und ja, Engagement und Anstrengung sind wichtige Bestandteile auf dem Weg zum Erfolg, auch in der Schule.

 

Doch die beispielhafte Geschichte von Zarah zeigt, dass das längst nicht alles ist:

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Zarah (18 Jahre alt) floh vor fünf Jahren mit ihrer Mutter und ihrer damals neugeborenen Schwester aus Afghanistan nach Deutschland. 

 

Zarahs Mutter arbeitet als Reinigungskraft, doch mit ihrem Gehalt ist es nicht leicht, die Familie zu versorgen. Um sie zu unterstützen, passt Zarah nach der Schule auf ihre kleine Schwester auf und kümmert sich um den Haushalt.

 

Als einzige Deutschsprechende übernimmt sie die Korrespondenzen und Termine mit den Behörden. Dabei geht es oft um existenzielle Themen wie Aufenthaltsrecht, finanzielle Unterstützung und Unterkunft.

 

Von einigen Nachbar*innen wird die Familie rassistisch angefeindet.

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Wenn Zarahs Mutter sich unbeobachtet fühlt, weint sie. Zarah hat sie schon viel zu oft dabei gesehen. Ihr ist es wichtig, anderen Menschen zu helfen. Deshalb würde sie gerne Arzthelferin werden. Ob sie es schafft, einen entsprechenden Ausbildungsplatz zu bekommen, ist unsicher.

 

Sie ist zwar eine überaus eifrige Lernerin, hat aber in ihrem Heimatland keine Schulbildung genossen und muss daher jetzt ein noch größeres Lernpensum bewältigen, um im Unterricht Schritt zu halten. Es ist ermüdend. Vielen in ihrer Klasse geht es ähnlich.

 

Die Abschlussquoten an ihrer Schule liegen daher deutlich unter dem Durchschnitt. Wenn es immer heißt, dass Fleiß und Ausdauer sich lohnen: Ist Zarah dann etwa faul, falls es mit dem Hauptschulabschluss knapp werden sollte?

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Wohl kaum, denn Fleiß und Ausdauer beweist sie jeden Tag. Doch schulischer Erfolg ist maßgeblich an Privilegien geknüpft, insbesondere an kulturelle und soziale Faktoren der eigenen Herkunft.

 

Wenn der Unterricht in einer fremden Sprache stattfindet, die ganze Familie verausgabt ist und man ständig daran erinnert wird, nicht richtig "dazu" zu gehören, kann der Weg zu schulischem Erfolg besonders steinig sein.

 

Unter solchen Umständen ist es umso leichter, den Mut zu verlieren und an den eigenen Fähigkeiten zu zweifeln. Dass sich auch die Lehrkräfte häufig an ihren Grenzen befinden, tut sein Übriges.

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Zwar erfahren alle geflüchteten Kinder und Jugendlichen, die sich im hiesigen Schulsystem befinden, ihr ganz eigenes Set an Bildungsnachteilen, doch es wäre naiv zu glauben, sie könnten allein durch individuelle Anstrengungen überwunden werden.

 

Viel liegt außerhalb ihrer Kontrolle. Die ungleich verteilten Chancen auf Bildungserfolg von Schüler*innen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, sind nicht nur tragisch, sondern bewirken auch generationsübergreifend einen problematischen Kreislauf von Herkunft und Zukunft.

 

Denn welchen Schulabschluss man macht, welchen Beruf man ergreift und welchen Lebensstil  man sich damit leisten kann, bestimmt schlussendlich auch, mit welchen sozialen Privilegien die nachfolgende Generation aufwächst - oder eben nicht.

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Die Geschichte von Zarah steht beispielhaft für die Schicksale der Kinder und Jugendlichen, die bei ZuBaKa im Mittelpunkt stehen.

 

ZuBaKa steht für ZUKUNFTSBAUKASTEN - denn wir bauen an einer Welt, in der die Zukunft von Kindern und Jugendlichen nicht davon abhängt, woher sie kommen, sondern wohin sie wollen.

 

Mit unseren Schulprojekten möchten wir eingewanderte Kinder und Jugendliche auf ihrem Bildungsweg unterstützen und dazu beitragen,  dass  sie einen positiven Blick auf sich selbst und ihre Zukunft entwickeln. Dass sich die Kinder und Jugendlichen mit ZuBaKa auch sprachlich weiterentwickeln, geschieht nicht zufällig, sondern wird ganz bewusst gefördert.

 

Unsere Bildungsprojekte werden von den sogenannten ZuBaKa-Scouts in die Klassenzimmer gebracht. Das sind engagierte Studierende, die für Bildungsgerechtigkeit brennen. Sie wissen, dass der Weg zur Chancengleichheit für geflüchtete Schüler*innen noch sehr, sehr lang ist. Und trotzdem sehen sie in jeder Unterrichtsstunde: Ihr Einsatz lohnt sich. Und die Schüler*innen haben ihn verdient.

 

Wir danken Ulrike Schäfer, Autorin des Gastbeitrags, und dem gesamten ZuBaKa Team für ihren heutigen Beitrag zum Weltflüchtlingstag! 

 

Herzlichst 

 

Ihre


 

ÜBER ZUBAKA

 

ZuBaKa (kurz für ZUKUNFTSBAUKASTEN) ist ein gemeinnütziges Sozialunternehmen mit Hauptsitz in Frankfurt am Main.

Wir führen Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche durch, deren Weg zu schulischem Erfolg herkunftsbedingt erschwert ist - sei es durch sprachliche oder/und soziale Hürden. Unsere Bildungsprojekte vermitteln den Schüler*innen neben fachlichen Inhalten einen positiven Blick auf sich selbst sowie ihre Zukunftsziele. Seit der Gründung vor knapp fünf Jahren haben wir rund 3.000 Kinder und Jugendliche erreicht - die meisten davon aus Intensivklassen. In diesem  Schuljahr  sind wir mit unseren Projekten in 93 Schulklassen aktiv. Im Vergleich zum Schuljahr zuvor ist das eine Steigerung um mehr als die Hälfte. ZuBaKa wurde mit dem zweiten Platz des Deutschen Integrationspreises der Hertie Stiftung, dem Special Impact Award der KfW Stiftung und dem Megafon-Preis der Joachim Herz Stiftung ausgezeichnet.